Eine chinesische Nachbarin spendete mir ihre Haare für mein Museum. Schöne Spenden von Menschen, die ich kenne, inspirieren mich bisweilen, sie zu verwandeln. Das tote, abgeschnittene Haar wurde zu einem neuen Wesen mit weichem Haarkörper, versteckten Nägeln und Stachelkopf: Der Urmling – streichelnd zu ertasten – ganz weich – uh- es sticht! Er kann überall hin wandern- auch wie ein Papagei auf der Schulter sitzen. Hier auf dem Foto kriecht er in einer Vitrine meines Haarmuseums in der Grimmwelt Kassel in der Ausstellung „Im Dickicht der Haare“ 2015 herum.
“Abgeschnittenes Haar verwandelt die Künstlerin in einen Körper – ein lebendiges Wesen. Langes Kopfhaar ist immer in Bewegung und löst die Vorstellung eines Eigenlebens aus: weich und fließend, stachelig und widerspenstig. In der Verwandlung zum Tier löst das Objekt Gefühle der Anziehung und der Bedrohung aus, die mit menschlichem Haar immer verbunden werden: den Impuls, es zu streicheln und ebenso davor zurückzuschrecken.”
Susanne Wernsing
Regine von Chossy
September 28, 2020
Objekt